Macht und Göttlichkeit- Dalís Muse Gala

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Dalís Muse Gala.
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Vergötterte Muse und Geschöpf der Poesie, Objekt sexueller Begierde und künstlerischen Schaffens. Es fällt leicht, an der Costa Brava auf Dalís Spuren zu wandeln, doch wer war eigentlich jene Frau an seiner Seite, die in unzähligen Werken des Künstlers auftaucht und die den geheimnisumwobenen Namen Gala Éluard Dalí trägt? Inmitten des kleinen Dorfes Púbol stößt man auf ein von außen eher schlicht anmutendes Schloss, über dessen steinerne Mauern Dalís langbeinige Elefantenskulpturen blicken wie achtsame Wächter. Anders als in dem von dem Künstler selbst eröffneten Museum in Figueres oder seinem damaligen Wohnhaus am Strand von Portlligat, in denen sich in den Sommermonaten Scharen von Kunstliebhabern tummeln, ist dieser verwunschene Fleck von einer angenehmen Stille umfangen.

Dalís Muse Gala.

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1968 kaufte Dalí seiner zutiefst verehrten Gattin Gala jene Festung als einen Rückzugsort, er selbst musste in den darauffolgenden Jahren schriftlich um Einlass bitten, um den Kokon aus Macht zu durchbrechen, den Gala im Laufe ihres Lebens um sich selbst gesponnen hatte. Wer war diese Frau mit dem schattigen Adlergesicht und den dunklen Augen, deren schmale Lippen vermuten lassen, dass sie nur selten ein Lächeln zierte und die von ihren vielen Liebhabern zur Göttin empor gehoben wurde? 1894 wird Gala unter ihrem eigentlichen Namen Jelena in Russland als jüngstes Kind neben zwei Brüdern geboren – ihre Familie ist tiefreligiös, einen Charakterzug, von dem auch Gala sich nie entfremden wird. Das kränkliche Kind verbringt einen Großteil ihrer Jugend in einem Sanatorium, in dem sie erste Bekanntschaft mit dem Dichter Paul Éluard macht – aus der Jugendliebe wird später eine Ehe und ein gemeinsames Kind hervorgehen, für das sich Gala jedoch nie ernsthaft interessiert. Schon in diesen frühen Jahren entfacht die künstlerische Leidenschaft des Mädchens und obwohl Gala selbst nie schöpferisch tätig wurde, macht sie diese später zu ihrem Lebensinhalt. Ihre innige Hingezogenheit zu Paul, den sie wegen seiner poetischen Begabung zutiefst bewundert und für den das exotische Mädchen zur grenzenlosen Quelle der Inspiration wird, beflügelt ihren Wunsch, fortan nur noch für die Kunst und die Liebe zu leben.

Im Dalí Museum sind viele Portraits von Gala ausgestellt.

Die vollkommene Symbiose von Künstler und Muse, die sich in der Ehe der beiden abzeichnete, ist allen von Galas Beziehungen eigen – 1921 beginnt sie eine Affäre mit dem Maler Max Ernst, auch er macht sie zum Objekt seiner Kunstwerke, in denen er sie oft halb entblößt auftauchen lässt und die in eine Dreiecksbeziehung mündet, die Galas Ehe einen ersten Dolchstoß versetzt. Es scheint, als würde die inzwischen 27 – jährige, die oft als verschlossen und launisch wahrgenommen wurde, nach und nach ihrer eher kindlichen Rolle als Ehefrau des großen Dichters entwachsen. Vielleicht wurde hier ihre Sehnsucht geweckt, dem behaglichen Nest, in dem sie und Paul sich niedergelassen hatten, zu entfliehen. 1929 begegnet sie schließlich auf einer Reise in den malerischen Küstenort Cadaqués zum ersten Mal dem damals noch unbekannten Dalí – in dem exzentrischen, rauschhaften Charakter des Künstlers, der sich auf den ersten Blick in Galas raue Schönheit verliebte, musste sie ihre Fluchtmöglichkeit gewittert haben. Als ein paar Tage später die Zeit für die Heimreise gekommen ist, muss Paul Éluard den Weg alleine antreten. Gala hat sich längst den Fängen Dalís hingegeben und kehrte nie zu ihrem Ehemann zurück.

Galas Portrait im Dalí Museum in Figueres.

Was war es, was Gala so an diesem neuen Leben reizte? War es ihr an Dalís Seite, der sich ihr nun voller Inspiration zuwandte, gelungen, jenen götterhaften, unantastbaren Status zu erwerben, nach dem sie sich ein Leben lang gesehnt hatte? Fortan war sie nicht nur heiß geliebte Muse des Künstlers, sondern wurde auch zu seiner scharfsinnigen Managerin, der es gelang, ihm innerhalb weniger Jahre zu größter Bekanntheit zu verhelfen. Das sich hinter Gala eine starke Persönlichkeit verbarg, ist eben so wenig anzuzweifeln, wie ihr Hang zur Machtbesessenheit, der ihre Ehe zu Dalí schließlich gerecht zu werden schien. Trotz der harten Konturen, in denen Galas Charakter zumeist nachgezeichnet ist, lässt das Ende der Liebesgeschichte zwischen ihr und Dalí einen Blick auf den weichen Kern zu. Als der Künstler im Alter schwer erkrankte, war es seine Ehefrau, die über Wochen hinweg an seinem Bett über ihn wachte, bis sie schließlich selbst die Kraft verließ. Um den Ort ihres Begräbnisses weben sich mindestens genauso viele Gerüchte wie um ihre Persönlichkeit – angeblich soll Dalí seine Gattin nach ihrem Tod heimlich nach Púbol gebracht haben.

Hinkommen:
Casa – Museo Castillo Gala Dalí
Plaza Gala Dalí, E – 17120 Púbol – la Pera

Wann:
Juni – September: 10.00 Uhr – 20.00 Uhr
September – November: 10.00 Uhr – 18.00 Uhr
November – Dezember: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr
Januar – März: geschlossen
Außerhalb der Sommermonate Montags geschlossen!

Wieviel:
Ticket regulär: 8 Euro
Ticket ermäßigt: 6 Euro

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