Der Geruch von Freiheit

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4 Monate Spanien. Zwischen katalanisch sprechenden, lauten und wild gestikulierenden Spaniern, mit meinem gebrochenen Spanisch und der Unsicherheit, nicht verstanden zu werden? Das waren meine ersten Gedanken, als ich die Zusage für das Praktikum bei dem Costa Live Magazin in Empuriabrava bekam. Schnell stieg aber die Vorfreude auf ewigen Sonnenschein, verbunden mit der spannenden und abwechslungsreichen Arbeit eines Journalisten – neugierig und immer auf der Suche nach einer neuen Story. Immer noch bin ich überwältigt von der lieben Begrüßung durch die einheimische Jugend – die ich gleich am ersten Wochenende kennen lernen sollte: Die Konversation funktionierte perfekt – geduldig in Castellano anstatt in dem hier geliebten Catalán.

Der erste Arbeitstag wurde ein Roadtrip entlang der wilden Küste mit Tijana und Joe, den ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Von Torroella de Fluvià ging es über Empuriabrava nach Roses, einer kleine Stadt am Meer, die im Sommer tausende von Touristen an die Costa Brava lockt.
Wir fuhren durch die kleinen Gassen, die voll von Menschen, drängelnden Mofa-Fahrern und andauernd bremsenden Touristen-Autos waren. Schimpfend und ewig aufs Gas drückend – Gott sei Dank hatten wir ein spanisches Kennzeichen und somit die stille Erlaubnis dafür – schlängelten auch wir uns durch das rege Treiben und hatten nur kurz einen Blick auf die Strandpromenade, die, umrandet von Palmen und kleinen Bars, schon am Morgen schwer besucht war. Das türkis-grün in der Sonne glitzernde Meer war bereits wachgerüttelt und ertrug geduldig die fröhlich plantschenden, kreischenden Kinder. Jetzt verstand ich, wieso man hier den August auch mal liebevoll die „Zeit der Terroristen“ nennt.

Marie- Falconera

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Am Punta Falconera, ein „typischer Aussichtspunkt auf der Touri-Strecke“, verschlug es mir das erste Mal den Atem. Zwischen Kakteen und Olivenbäumen stehend, erstreckten sich vor mir die Weiten des Meeres, den Horizont hinter den Schleierwolken vor den Ausläufern der Pyrenäen konnte ich nur erahnen. Ein Schritt zu weit und man wäre in den Tiefen der Klippen verschwunden. Mich überkam ein Gefühl von Freiheit und solcher Glückseligkeit, dass ich am liebsten alles festgehalten hätte, um es mit meinen Liebsten zu Hause zu teilen. Doch eine solche Weite und Schönheit der Natur lässt sich nur mit dem blossen Auge erfassen, sodass das Herz es erst richtig begreifen kann.

Cap de Creus- der Blick durch den Stein

Weiter ging es über einen viel befahrenen Pass nach Cadaqués, vorbei an steilen Abhängen. Ein einsamer Esel erfreute sich der Stille und frass hingebungsvoll das getrocknete Gras, ein Adler glitt durch die Luft, ohne auch nur einmal mit den Flügeln zu schlagen, und das Gefühl von grenzenloser Freiheit wollte nicht von mir weichen. Allein aus dem Auto heraus hatte ich eine so gute Aussicht auf die Ausläufer der Pyrenäen und das Meer bis nach Frankreich, dass ich Ort und Zeit ganz vergaß. Nur ab und zu konnte ich kleine Häuser inmitten der Natur am Abhang erkennen. Selbst eine kleine Bodega, zugewachsen mit Kletterpflanzen und Moos, stand an einer Kreuzung und lud zur Pause ein.
Uns aber lockte das Cap de Creus – der östlichste Punkt der Iberischen Halbinsel. Es ging vorbei an einer Sternwarte, die auf dem höchsten Gipfel eines der Berge thronte, allwissend dass das nicht nur einer der schönsten Orte auf der Welt, sondern auch im ganzen Universum sein musste. Die Landschaft zum Cap hinauf änderte sich schlagartig – wo vorher noch Olivenbäume und Kakteen gestanden hatten, erstreckte sich nun eine Art Vulkanlandschaft: rötliche Steine und nur vereinzelte, trockene Pflanzen so weit das Auge reichte. Wie schell sich die Flora doch der Höhe des Berges anpasst …

Cap-deCreus-Distel-Costa-Brava

Unser Weg nach Cadaqués führte uns u.a. vorbei am einstigen Domizil des weltberühmten surrealistischen Künstlers Salvador Dalí – dem heutigen Museum „Casa Salvador Dalí“ in Portlligat. Unweit davon liegen heute die Sommerresidenzen vieler namhafter Geschäftsleute und einmal mehr mehr wurde uns bewusst, wie beliebt die Costa Brava sowohl bei ihren Touristen, als auch bei ihren Kennern ist. Zurück mit vielen neuen Eindrücken und Ideen, freue ich mich auf Wanderungen in den Pyrenäen und Besuche in kleinen abgelegenen Buchten, Orten und Kulturstätten. Darüber hier bald mehr.

Marie

 

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5 Kommentare

  1. Hallo Marie, ich bin überwältigt!!:-)) und freue mich riesig. Toll geschrieben und fotografiert Deine Begeisterung kommt voll rüber. Lena hat Dich auch gesucht. Du kannst sie unter Lena Lü finden!! Alles Liebe, Papa

  2. Das klingt ja herrlich und sieht auch genauso aus!! Jetzt versteh‘ ich deine Freude!
    Hab‘ eine schöne Zeit und sei gedrückt von deiner Mami

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