Ein Spaziergang um den See von Banyoles

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Als „ein silbernes Schild“ („un escudo de plata“) beschrieb der katalanische Dichter Jacint Verdaguer im 19. Jahrhundert den Banyolessee. Heute morgen schimmert er in dunklem Türkis. Eitel spiegeln sich die Schilfgräser. Legendenumwogen hat der See bis heute magischen Reiz. So sind wir nicht die einzigen, die an diesem Donnerstagvormittag die friedvolle Stimmung am Ufer des Sees genießen. Der stinkende Drache wurde glücklicher Weise schon vor Jahrhunderten besiegt, und auch die schwebenden Zauberfeen halten sich seit dem versteckt. Dafür sind etliche Touristen mit Fahrrädern unterwegs. Spaziergänger schlendern am Ufer. In einem der antiken Badehäuschen am Ufer des Sees befindet sich das neue Touristenbüro. Hier bekommen wir die Wanderkarte und Infos zur Stadt.

Mit dem Projekt „Life-Natura“ wurde rund um den See viel bewegt. Entstanden sind neue Wege, Holzbrücken und Aussichtspunkte am Wasser, perfekte Ausschilderungen und Naturhinweise gehören ebenfalls zum Life-Projekt. Die Landschaft soll in ihrer Ursprünglichkeit erhalten und renaturiert werden. Wir umrunden den See zu Fuß auf dem ausgewiesenen Weg: Die acht Kilometer „paseo por el lago“ sind mit
2,5 Stunden Wanderzeit angegeben. Der größte See Kataloniens (107 Hektar) wird durch unterirdische Quellen und Flüsse gespeist. 600 Liter Wasser pro Sekunde sprudeln aus der Tiefe von 6 bis 62 Metern. Ausgrabungen rund um den See lassen auf die einstige Präsenz von alt- und neusteinzeitlichen Kulturen schließen, was durch die Überreste der neusteinzeitlichen Siedlung la Draga illustriert wird.

Banyolessee an der Costa BravaFische springen hoch. Ein Angler versucht sie zu überlisten. Scheu flüchtet ein Wasserhuhn ins Dickicht. Leise schnattern Enten vor sich hin. Vorbei an Schwimmbad und Restaurants umfängt uns später die Kühle des Waldes. Sumpfpflanzen zeigen saftiges Grün. In Abständen führen hier Stichwege zum See. Dort findet man einen Mirador – Aussichtspunkte am Wasser. Wenn man Glück hat, erspäht man eine Pfeifente, das Wasserhuhn oder gar einen Eisvogel. Wir treffen heute nur einen Schwan. Vor uns hat jemand sein Brot mit ihm geteilt.
Seit der Weltmeisterschaft im Rudern 2004 gibt es auch einen Aussichtsturm am Ende des Sees. Der Zielturm der WM ermöglicht uns einen Blick von oben über den See.
Am anderen Ufer und einige Wanderkilometer weiter rasten wir an der Kirche Santa Maria de Porqueres. Sie ist ein Juwel der romanischen Baukunst aus dem 12. Jahrhundert. Die Tür steht erstaunlicher Weise offen. Im Inneren der Kirche findet man ein romanisches Taufbecken, imposante Kapitelle und prächtig bemalte Heiligenfiguren. Die Kirchenglocken schlagen die 12. Stunde. Die Sonne hat sich mit weißen Wölkchen bedeckt.

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Wir erfrischen uns an der Quelle „Font del Rector“. Im Schatten großer Platanen und Silberpappeln ruhen wir auf kurz geschorenem Rasen. Weiden verneigen sich tief vor dem See. Zauberhafte Landschaft, erhabene Ruhe, streichelnder Wind. Gegen 13.00 Uhr füllt sich der Parkplatz vor dem Restaurant „la masia“. Das Mittagsmenü für 13 Euro lockt viele Gäste.
Wir entschließen uns zu einem Abstecher in die Altstadt von Banyoles. Man hat kürzlich den Verkehr aus dem Zentrum verbannt und einige Gassen und Plätze zur Fußgängerzone erklärt. Die Plaça Major mit ihren restaurierten alten Stadtpalästen, Arkaden und Cafés lädt jetzt zum Verweilen ein. Nur am Mittwochvormittag sollte man auf Gedränge gefasst sein. Dann findet hier der Wochenmarkt statt. Eine gute Gelegenheit, um frische Produkte der Region zu erstehen. In einem der schönsten Häuser an der Plaça Major befindet sich ein weiteres Touristenbüro. Die alte Mühle „Cal Moliner“ zählt zu den ältesten Häusern der Stadt und bietet mit ihrem intakten Mühlwerk eine Attraktion.

Spaziergang rund um den See von BanyolesWanderung um den See von Banyoles

 

 

 

 

 

 

 

Pere Arpa’s Restaurant „El Rebost d’en Pere“

Auf unsere Frage nach einem guten Restaurant für die Mittagszeit, empfiehlt man den neuen Star von Banyoles: Pere Arpa. Sein Restaurant „El Rebost d’en Pere“ bekam im November einen Michelinstern verliehen. Das kleine Restaurant mit 22 Plätzen liegt in einer Gasse gleich um die Ecke. Das Menú Degustació kostet 46 Euro. Das Interieur ist zurückhaltend. Blickfang sind die Teller. Küchenchef Pere Arpa stammt aus einer Gastronomenfamilie der Region. Nach seinem Malereistudium in Barcelona besann er sich auf die Familientradition und ging bei namhaften Meistern der Küche in die Lehre. Vor acht Jahren eröffnete er dann sein eigenes Restaurant in Banyoles. Sein Menü ist überraschend, kreativ und keinesfalls langweilig. Beste Produkte gelten ihm als Grundlage und der Eigengeschmack steht im Mittelpunkt. Gesucht werden eigenwillige Kontraste: süß und salzig, sauer und würzig, heiß und kalt – die Symphonie des Menüs macht Spaß. Nicht immer gilt im Sternerestaurant „weniger ist mehr“. Hier wird man auch echt satt.

Wohl gestimmt machen wir dem Chef persönlich unser Kompliment. Auch die Japaner am Nachbartisch sind sichtlich begeistert.
Ein Spaziergang zum Kloster quer durch die Stadt ist jetzt genau das Richtige im Anschluss. Auf dem Weg dahin bummeln wir noch durch einige Boutiquen und Delikatessenläden die zum Einkauf locken. Banyoles ist unser Tipp für einen geruhsamen Sommertag abseits der Touristenstrände.
Infos: www.estanyespainatural.net

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