Die Faszination des Fliegens zieht sich bereits durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Ovid berichtet in seinen Schriften von selbst gebastelten Flügeln aus Kerzenwachs und Federn mit denen Dädalus und Ikarus aus der Gefangenschaft davonfliegen und Marco Polo erzählt von bemannten Flügen mit Drachen. Spätestens Leonardo da Vincis Untersuchungen von Luftströmungen und seine Entwürfe zu Hubschraubern, Fallschirmen und anderen Flugobjekten dokumentieren Ende des 15. Jahrhunderts das Interesse der Menschheit am Fliegen.
Unendliche Freiheit über den Wolken
Die treibende Kraft ist dabei wohl das Gefühl von Freiheit und die Überwindung der Schwerkraft. Endlich über seine Grenzen hinaus gehen und das Unmögliche schaffen. Nach einer gewissen Art des „Fliegens“ streben auch Fallschirmspringer. In der Beherrschung des freien Falls finden sie das Glück über den Wolken. Für ein paar Sekunden die Gesetze der Natur außer Kraft setzen und fliegen.
Einmal im Leben Fallschirmspringen
Auch mein Freund will sich während seines Besuchs in Empuriabrava seinen Traum vom Fallschirmsprung erfüllen. Als ich ihn am Flugplatz treffe, wirkt er doch ein wenig nervös – so einen Sprung aus 4000 Metern Höhe macht man eben doch nicht jeden Tag. Ein wenig muss er aber noch ausharren, denn vor ihm sind noch zwei Gruppen an der Reihe. Als die letzte Gruppe mit dem Flugzeug abgehoben ist, wird er aufgerufen und ein Mitglied der Flugschule kommt auf uns zu: „Jonas?“. Routiniert zieht er meinem Freund die Sicherheitsgurte an und verschwindet dann mit einem „See you in a few minutes“ wieder.
Dem Himmel so fern
Als die Maschine abhebt, schau ich dem immer kleiner werdenden Punkt hinterher. Nicht nur, weil ich natürlich beauftragt bin, Fotos zu machen, sondern auch, weil man schließlich wissen will, wo und wann der Liebste mit einer Geschwindigkeit von 200km/h dem Boden entgegen saust. Das ist allerdings gegen die strahlende Frühlingssonne gar nicht so einfach und nicht nur einmal halte ich eine Möwe, die am Himmel ihre Runden fliegt, für den ersten Fallschirmspringer, der wieder zu Boden segelt.
Große Erleichterung und unendliche Freude
Nach einigen Minuten kommen aber doch die Ersten an und rauschen in verschiedensten Formationen mit ihren Schirmen der Landebahn entgegen. Von einem Tandem-Schirm ist aber vorerst nichts zu sehen. Ungeduldig suche ich den Himmel nach einem Schirm ab, an dem ein bisschen mehr hängt als an allen anderen. Ich werde noch ein wenig auf die Folter gespannt und sehe dann endlich einen Fallschirm, an dem vier Füße baumeln. Schnell zücke ich mein Handy, folge den beiden bei ihrem Landeanflug mit der Kamera, fotografiere, zoome und hoffe, dass in der Hektik ein paar gute Bilder entstanden sind. Dann gehe ich erleichtert Richtung Landeplatz und empfange dort einen überglücklichen Jonas zurück auf dem Boden.