Der renommierte Pritzker-Preis gilt als der Nobelpreis für Architekten. Er ist mit 100.000 Dollar dotiert und wird von der Hyatt Foundation und einer hochkarätigen Jury seit 1979 vergeben. 2017 ging er an die drei katalanischen Architekten Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta aus Olot, Provinz Girona.
Arbeitsphilosophie des Trios aus Katalonien
Seit fast 30 Jahren arbeiten die drei Architekten gemeinsam unter dem Label RCR ARQUITECTES. Mit ihren Projekten schaffen sie Symbiosen von Raum, Licht, Schatten, Atmosphäre, Umgebung, Farben und Landschaft. Fließende Räume und ein offenes Gesamtkonzept sind ihr Anliegen. Architektur und Natur gehen dabei ineinander über.

Jury-Begründung des Pritzker-Preises
Die Architekten haben ein „starkes Gespür für die Orte“ an denen sie bauen, für deren Geschichte, Materialien und Atmosphäre. Die Architektur wird „kraftvoll mit ihrer Umgebung verbunden“, die „Positionierung der Gebäude, die Wahl von Material und Geometrie“ betont „immer die natürliche Umgebung und zieht diese ins Innere der Häuser “. So wie sie „Außen und Innen eng miteinander verbinden, so verbinden sie auch Alt und Neu in ihren Arbeiten.“ Sie nutzen dabei moderne Materialien – Glas, Kunststoff und Recyclingstahl.
Besonderheit der Preisträger
Zum ersten Mal wurde ein Büro ausgezeichnet, dass sich intensiv mit der Landschaft und der lokalen Geschichte auseinander setzt und regional verbunden arbeitet. Alle drei Architekten sind heimatverbunden – keine modernen Großstadtnomaden, die auf allen Kontinenten studierten und bei den berühmtesten Architekten mitgearbeitet haben. Sie treten den Beweis an, dass man mit dem richtigen Gespür für Zeit und Raum an jedem Ort modern, kreativ und weltoffen entwerfen kann.
Die meisten Projekte realisierten RCR ARQUITECTES zwischen Girona und Barcelona – ganz in der nahen Umgebung ihres Büros in Olot.
Renommierte Beispiele ihrer Arbeit
(1)Das Weingut Bell-Lloc in Palamós aus dem Jahr 2007. Hier ducken sich gefaltete Stahlwände wie Skulpturen in die Weinberge.
(2) In Ripoll konstruierten sie 2011 eine Art Theaterbühne im öffentlichen Raum – ein an zwei Seiten offener Kubus lädt zum Dialog.
(3) In Olot schwebt das durchsichtige gekrümmte Kunststoffdach des Restaurant Les Cols seit 2011 zwischen alten Steinmauern.
(4) In Barcelona bauten sie 2007 den Komplex „Sant Antoni“ mit Bibliothek, Seniorenheim und Gartenanlage.
(5) Die juristische Fakultät von Girona wurde auch von RCR gebaut.
(6) In Besalú entstand 2010 unter ihrer Federführung in Zusammenarbeit mit J. Puigcorbé ein kreischbunter Kindergarten.
(7) In Frankreich steht seit 2014 in Rodez das Museum Soulages was in Zusammenarbeit mit G. Trégouët entstand und große Beachtung fand.
All ihre Projekten überzeugen durch Balance. Weltoffenheit gepaart mit Heimatverbundenheit sind das Erfolgskonzept von RCR ARQUITECTES.
- Die Gebäude des Kindergartens beeindrucken mit ihrer Transparenz und Großzügigkeit. So steht ausgelassenen Spielen zwischen Innenraum und Hof nichts im Wege. Foto: Hisao Suzuki
- Das Weingut in Palamós überrascht mit interessanten Gängen zwischen Gut und Tasting-Room. Licht und Schatten begeistern hier. Foto: Hisao Suzuki
- Der Komplex „Sant Antoni“ vereint Bibliothek, Seniorenheim und Gartenanlage. Foto: Hisao Suzuki
- Ein weiterer Teil des „Sant Antoni“ Komplexes. Die Glasfront zwischen den beiden Gebäudeteilen der Bibliothek lässt Licht in die Räume. Foto: Eugeni Pons
- Lichtdurchlässige Röhren bilden das Dach. Sie liegen nur auf den Steinwänden an beiden Seiten auf und hängen auf Grund ihres Gewichts durch. So entstehen geschwungene Linien, die sich der Landschaft anpassen. Foto: Hisao Suzuki
- Die Brücke über den Fluss als Verbindung und Eingang in eine andere Welt. Das Lira Theater. Städtische Bühne und öffentlicher Treffpunkt. Foto: Hisao Suzuki
- Perspektivenwechsel. Blick aus dem Theater heraus auf die Brücke. Die Großzügigkeit des Raumes und sein transparentes Dach beeindrucken sehr. Foto: Hisao Suzuki
- Das Trio RCR ARQUITECTES ist Preisträger im Jahr 2017. Foto: Javier Lorenzo Domínguez